Pferdephysiotherapie
Magdalena Untenecker 

Pferde richtig unterstützen im Winter


Es ist Fellwechselzeit. Das bedeutet dein Pferd hat einen hohen Energiebedarf und der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren um genügend gesundes Fell für die kalte Jahreszeit aufzubauen. 

Wie kannst du dein Pferd dabei unterstützen? Es gibt einige Maßnahmen die es lohnt zu ergreifen bzw. zu optimieren. 


  • Ausreichend gutes Heu füttern!

Um das Pferd mit genügend Energie zu versorgen, die es zusätzlich für die Thermoregulation benötigt. Außerdem braucht das Pferd viel Rohfaser für eine gesunde Verdauung, diese beugt zusätzlich gegen Kotwasser vor. Pferde sind Dauerfresser. Der Magen produziert ununterbrochen Magensäure die der Speichel neutralisieren kann. Dieser wiederum fließt nur beim Kauen. Ist der Magen länger als vier Stunden ohne Beschäftigung, greift die bis dahin gebildete Magensäure die Schleimhaut an. Die Folgen falscher Fütterung können Magengeschwüre und Koliken sein. 


  • Ein angepasstes wertvolles Mineralfutter füttern! 

 Dieses unterstützt den Fellwechsel, das Haarwachstum, die Haut und beugt gegen Mauke(Zinkmangel) und Kotwasser vor. Um hier genau individuelle Mängel herauszufinden kann man ein Blutbild machen lassen in Kombination mit einer Rationsberechnung/ Futterberatung und im Idealfall einer Heuanalyse. Alle Nährstoffe sollten nicht einfach so zugefüttert werden. Bei den Spurenelementen (z.B. Selen) kann eine Überversorgung schädlich sein. Genauso wie bei den fettlöslichen Vitaminen (A,D,E,K). Ist das Winterfell nicht richtig entwickelt aufgrund eines Nährstoffmangels kann es durch die Kälte zu Muskelverspannungen und daraus resultierenden Blockaden kommen. Auch die Infektanfälligkeit ist erhöht , dar das Immunsystem durch die vermehrte Thermoregulation geschwächt ist.


  • Genügend abwechslungsreiche Bewegung! 

 Die meisten Pferde stehen im Winter im Stall oder kleineren Ausläufen und haben deswegen weniger Bewegung. Das Reiten oder anderweitige Aktivitäten mit dem Pferd sind durch die Witterungsbedingungen und die Helligkeit oft zusätzlich eingeschränkt. Durch diesen Bewegungsmangel wird die Muskulatur schlechter durchblutet und dadurch auch langsam abgebaut. Die Gelenke werden schlechter versorgt und sind somit nicht ausreichend geschmiert. Weitere Probleme und Erkrankungen sind die Folge. Zudem wird die Lunge schlechter durchlüftet. Der Selbstreinigungsmechanismus der Lunge fällt aus und das Zwerchfell verspannt sich (trockenes Abhusten zu Beginn der Arbeit). Dies führt wieder rum zu weiter Verspannungen und Blockaden im Körper, ein Teufelskreis. Nicht zu unterschätzen sind auch die psychischen Auswirkungen von zu wenig Bewegung. Es entstehen Verhaltensauffälligkeiten wie zum Beispiel: Weben, Koppen, Aggressivität, Faulheit oder Schreckhaftigkeit. Viele dieser Verhaltensmuster verschwinden oder entstehen erst gar nicht wenn die Pferde artgerecht gehalten werden!


  • Pferde eindecken!

Ältere, empfindliche, schwerfuttrige, dünne oder erkrankte Pferde. Nicht jedes Pferd braucht eine Decke! Bitte nicht vermenschlichen. Die Wohlfühltemperatur eines Pferdes liegt bei ca. 5- 15°C. Es gibt selbstverständlich rassetypische Unterschiede. Hier muss ganz individuell entschieden werden. Wichtig zu wissen ist: trägt das Pferd eine Decke (oder ist geschoren) kann es die Haare nicht mehr aufstellen um ein wärmendes Luftpolster zu erzeugen. Hier muss die Dicke der Decke an die Außentemperatur angepasst werden. Ansonsten friert das Pferd trotz Decke. Genauso umgekehrt, wenn es warm wird muss das Pferd umgedeckt oder die Decke ausgezogen werden, ansonsten schwitzt das Pferd oder bekommt Herz- Kreislauf Probleme. Hier bitte unbedingt Rücksicht nehmen.


  • Gründliches Putzen! 

 Das hilft den Pferden das alte Fell los zu werden. Die Haut und die Muskulatur werden massiert und dadurch besser durchblutet. Verspannungen werden gelöst und das Wohlbefinden gesteigert. Putzt du die Stellen die dein Pferd besonders gut findet mit viel Aufmerksamkeit entsteht eine tiefere Verbindung zwischen dir und deinem Pferd.


  •   Ausreichendes Aufwärmen vor der Arbeit! 

 

Mindestens 20 Minuten Schritt. Das muss nicht langer Zügel ganze Bahn sein... So können sich Muskeln aufwärmen und die Gelenkschmiere (Synovia) wird gebildet. Diese sorgt für eine geschmeidige Beweglichkeit der Gelenke. Ist sie nicht ausreichend gebildet, weil das Pferd nur kurz Schritt geht und dann in höheren Gangarten unterwegs ist kann es zu irreversiblen Gelenkknorpelschäden (z.B. Arthrose) kommen. Aufwärmen ist also eine optimale Vorbeugung gegen Schäden am Bewegungsapparat. Die Aussagen " Das Pferd STEHT im Offenstall" oder " war unter dem Solarium" zählt nicht. Wir können nicht wissen wie viel unser Pferd sich kurz vorher wirklich bewegt hat. Vielleicht stand unser Pferd die letzte Stunde nur an der Heuraufe oder hat ein Nickerchen gemacht. Unter dem Solarium wird die oberflächliche Muskulatur zwar erwärmt, aber nicht alle Muskeln werden besser durchblutet und es wird auch keine Synovia gebildet.


 
 
 
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