Pferdephysiotherapie
Magdalena Untenecker 

Schmerzen bei Pferden richtig erkennen!


Was sind Schmerzen?

Schmerzen sind eine komplexe, unangenehme Sinnes- und Gefühlsempfindung, die von Nozizeptoren des peripheren Nervensystems ausgelöst wird.

Sie sind mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebsschädigung verbunden. Zum Beispiel bei Überlastung, Entzündungen oder Verletzungen. Sie haben eine wichtige physiologische Warnfunktion, die das Pferd dazu veranlassen, sich dem schmerzauslösenden Reiz zu entziehen oder ihn zu vermeiden. Er führt auch dazu eine Schonhaltung einzunehmen um eine weiter Traumatisierung zu verhindern. Wir sollten uns dessen stets bewusst sein, wenn wir uns mit unserem Pferd beschäftigen. Sie sind wahre Künstler im kompensieren, aber genauso zeigen sie und ehrlich wie es ihnen geht. Wir müssen nur lernen sie richtig zu verstehen! Wird der Sprung mehrfach verweigert ist dies kein Ungehorsam sondern eher eine Schmerzvermeidung um dem vielleicht drohenden Sehnenschaden zu verhindern. Auch auf einer Hand ständiges "über die Schulter ausbrechen" , unter dem Reiter wegrennen, zur Begrüßung der Hintern zugedreht, oder auf der Koppel lieber wieder weggelaufen zeigt deutlich das etwas nicht stimmt. Es muss nicht gleich eine schwere Erkrankung oder Verletzung dahinter stecken. Vielleicht zwickt auch nur der Sattel oder das Pferd hatte eine unruhige Nacht in der Herde...

Sie wollen uns auf keinen Fall damit ärgern oder testen. Wir sollten den Pferden zuliebe ihnen einfach mal öfter zuhören. Es ist doch das höchste Ziel mit dem Pferd eine schöne harmonische (& schmerzfreie) Beziehung zu haben!


Das Schmerzgesicht

 

Pferde haben keinen Schmerzlaut.

Jedoch gibt es viele andere Anzeichen die darauf hinweisen, ob ein Pferd Schmerzen hat. Ein deutliches Zeichen dafür ist das "Schmerzgesicht"

Die Ohren zeigen nach hinten, zum Körper hin gerichtet (hören herein). 

Die Augen sind halb zu, es sieht so aus als wäre das Pferd müde. Um das Auge herum können leichte Stressfalten zu sehen sein und der Bereich über dem Auge ist "eingefallen". 

Die Nüstern sind nach oben gezogen und werfen Falten. 

Bei Atemwegsproblemen können die Nüstern aufgebläht und viereckig aussehen. 

Das Maul und die Zähne sind zusammengepresst und auch hier entstehen Falten. Die Kaumuskulatur kann angespannt sein. 

Das Pferd wirkt mit diesem Gesichtsausdruck teilnahmslos und es erweckt den Eindruck es ruht. 

Dies ist bei der Summe dieser Anzeichen meistens nicht der Fall! Hier sollten Sie ihr Pferd genau beobachten und gegebenenfalls einen Tierarzt bzw. Therapeuten zu rate zeihen. 



Schmerz Ethogramm von Dr. Sue Dyson

die 24 Schmerzanzeichen des gerittenen Pferdes


1.  wiederholte Positionswechsel des Kopfes  (rauf/runter), die nicht im Einklang mit dem Trabrhythmus entstehen.

2. Dauerhaft verworfen im Genick oder immer wieder auftretende verworfene Kopfhaltung

3. Kopf vor der Senkrechten (>30°) für eine Dauer von über 10 Sekunden

4. Kopf hinter der Senkrechten (>10°) für einer Dauer über 10 Sekunden

5. Häufiger Wechsel der Kopfposition. Der Kopf wird von einer Seite zur anderen geworfen oder verdreht und ständig korrigiert

6. Ohren (beide oder eins) nach hinten rotiert, vertikal oder flach, für eine Dauer von über 5 Sekunden; Ohren werden immer wieder flach angelegt

7. Augenlieder geschlossen oder halb geschlossen für 2-5 Sekunden; häufiges Blinzeln

8. Das Weiße im Pferdeauge (Sklera) ist immer wieder zu sehen

9. Intensives Starren ("abwesender" Ausdruck) für mehr als 5 Sekunden

10. Wiederholtes Öffnen und Schließen des Mauls mit Trennung der Zähne für eine Dauer von mehr als 10 Sekunden

11. Das Pferd lässt seine Zunge hervorstehen oder heraushängen und oder bewegt sie wiederholt ins bzw. aus dem Maul

12. Das Gebiss ist auf einer Seite wiederholt durchs Maul gezogen

13. Das Pferd trägt seinen Schweif fest eingeklemmt oder seitlich

14. Schweifschlagen mit großen Bewegungen: wiederholt auf und ab, von einer Seite zur anderen oder kreisend; wiederholt auftretend bei Übergängen

15. Ein gehetzter Gang; unregelmäßiger Rhythmus im Trab oder Galopp; wiederholte Tempowechsel im Trab oder Galopp

16. Ein sehr langsames Tempo; Passage artiger Trab

17. Die Hinterbeine folgen nicht den Spuren der Vorderbeine, sondern weichen wiederholt nach links oder rechts ab; das pferd läuft auf drei Hufspuren im Trab oder Galopp

18. Wiederholtes Umspringen im Galopp vorne und/oder hinten; wiederholtes Angaloppieren auf dem falschen Bein, Kreuzgalopp

19. Spontane Gangwechsel (Wechsel von Trab in Galopp oder Galopp in Trab)

20. Gehäuftes Stolpern; wiederholtes beidseitiges schleifen der Hinterhand

21. Plötzlicher Richtungswechsel; Scheuen

22. Bewegungsunlust, ausgeprägte Triebigkeit, spontanes Stoppen

23. Steigen

24. Buckeln oder nach hinten austreten (mit einem oder beiden Hinterbeinen)


Zeigt Ihr Pferd 8 oder mehr dieser Anzeichen beim Reiten ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihr Pferd Schmerzen hat. 

Hier sollte die Ursache für dieses Verhalten unbedingt herausgefunden werden!

Pferde ohne Schmerzen erfüllen nicht mehr als 2 dieser Anzeichen.

Sie sind sich unsicher, ob Ihr Pferd solche Anzeichen zeigt? 

Gerne helfe ich Ihnen diese herauszufinden und zu analysieren. 

Eine genaue ausführliche Ganganalyse ist hier ebenfalls von Vorteil. 

Lahmheiten und Schmerzen bei Pferden zu erkennen ist nicht immer leicht. 

Viele Schmerzanzeichen werden als schwierig, unrittig oder Ungehorsam abgestempelt.

Hier ist ein Umdenken und Aufklärung notwendig!

 

 
 
 
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